Fallmanagement
Das Fallmanagement zielt auf eine bedarfsgerecht auf die einzelne Person zugeschnittene Unterstützung, um berufliche Teilhabe zu sichern. Hierfür arbeiten Fallmanager*innen des Berufsförderungswerks Stralsund und der Brücke Schleswig-Holstein mit den Teilnehmenden von AktiFAME an deren individuellen Zielen.
In einem Zeitraum von bis zu einem Jahr wird die erforderliche Unterstützung für die Teilnehmenden geplant, umgesetzt, koordiniert und überprüft. Im Fallmanagement wird geklärt, welche Leistungen für die Teilnehmenden hilfreich sind, z. B. wenn diese nach langer Krankheit an einen noch vorhandenen Arbeitsplatz zurückkehren möchten oder wenn eine Person einen neuen Arbeitsplatz sucht. Die Fallmanager*innen sind nicht auf einzelne Einrichtungen oder Dienstleistungen beschränkt, sondern können auf vielfältige Maßnahmenangebote zurückgreifen. Das Fallmanagement unterstützt die Teilnehmenden bei der Beantragung dieser Leistungen.
Das Fallmanagement wird als eine personenzentrierte Einzelfallintervention durchgeführt. Der Ansatz wurde gewählt, um die vielfältigen, im Modell der International Classification of Functioning, Disability and Health beschriebenen Wechselwirkungen von Gesundheitsproblem, Umwelt und Person individuell zu erfassen und darauf aufbauend eine gemeinsame Teilhabeplanung zu ermöglichen.
Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Teilnehmenden ihre Ziele erreichen, werden Ziele spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden formuliert. Coachingansätze werden genutzt, um Selbstreflexionsfähigkeit, Krankheitsakzeptanz, Resilienz oder Motivation der Teilnehmenden zu fördern. Ein ressourcenorientiertes Vorgehen soll verfügbare Fähigkeiten aktivieren.
Den Fallmanager*innen stehen zahlreiche Arbeitsmaterialien aus einer eigens entwickelten Toolbox zur Verfügung.
Grundsätzlich ist vorgesehen, dass das Fallmanagement aufsuchend stattfindet. Das bedeutet, dass die Fallmanager*innen zu den Teilnehmenden nach Hause kommen oder sie sich wohnortnah treffen.
Die Dauer des Fallmanagements kommt ganz auf die individuelle Situation des Teilnehmenden an und kann bis zu 50 Stunden innerhalb eines Jahres im Anschluss an Erstgespräch und Bewilligung durch die Deutsche Rentenversicherung Nord in Anspruch nehmen.
Fallbeispiele
Beispiel 1:
Clara F., 54 Jahre, schildert, dass sie seit längerer Zeit wegen Bandscheibenproblemen immer wieder arbeitsunfähig ist und befürchtet, dass sie absehbar nicht als Tischlerin tätig sein kann. Hinzu kommt, dass sie alleinstehend ihre Mutter pflegt. Sie fürchtet, dieser Doppelbelastung nicht mehr gewachsen zu sein.
Mögliche Ansatzpunkte für das bevorstehende Fallmanagement
- Beratung zu Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, z. B. Umschulung
- Anbahnung Physiotherapie
- Durchspielen verschiedener Szenarien zur Entlastung der häuslichen Pflegesituation zu Hause (z. B. Pflegedienste)
Beispiel 2:
Reiner T., 32 Jahre, hat wegen einer schweren Depression und längerer Arbeitsunfähigkeit vor einem Jahr seine Arbeit verloren. Durch diese Erfahrung haben sich familiäre Probleme verschärft. Er sieht sich mit einer Scheidung und massiven Unterhaltsforderungen für die beiden sich in Ausbildung befindenden Kinder konfrontiert.
Mögliche Ansatzpunkte für das bevorstehende Fallmanagement
- Priorisierung der Hauptprobleme
- Psychotherapeutische Bedarfsklärung, ggf. Probesitzungen
- Klärung der Wohnsituation
- Vermittlung einer Schuldnerberatung
- Beantragung einer psychosomatischen Rehabilitation